Christina Bauer
Eine Bäuerin, die bäckt und bloggt.
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Königin des Erdreiches: Die Kartoffel

21. Januar 2021
Saisonales
Egal, ob geröstet, frittiert oder als Grundlage für den Teig: Die Kartoffel is aus unseren Küchen und Backstuben nicht mehr wegzudenken. Und das, obwohl die vielseitige Knolle vor gar nicht allzu langer Zeit noch als “Hexenpflanze” verschrien war. Wir begeben uns gemeinsam auf eine erdige Reise und erfahren, wie die Kartoffel schlussendlich doch noch zum Grundnahrungsmittel für Millionen Menschen wurde. Außerdem zeigen ich euch, welche Eigenschaften sie zu einer echten Powerknolle machen.

Der Siegeszug der tollen Knolle

Die Kartoffel darf in unseren Breiten auf keiner Speisekarte fehlen. Das war jedoch nicht immer so. Bevor die erdige Alleskönnern auf unseren Tellern landen konnte, musste sie erst unzählige Seemeilen zurücklegen und einige kulturelle Hürden überwinden. Begonnen hat diese faszinierende Geschichte vor mehr als 10.000 Jahren.

Kaum zu glauben, aber unsere hochgeschätze Kartoffel ist eine echte Exotin. Sie stammt ursprünglich aus dem fernen Südamerika, wo erste Wildformen bereits vor rund 13.000 Jahren gegessen wurden. Etwa 5.000 Jahre später begannen Einheimische dann damit, die Kartoffel zu kultivieren. Sie ließ sich vom rauen Klima und den kargen Böden nicht abschrecken und gedieh in den Höhenlagen von über 4.000 Metern. Damit wurde sie rasch zum Hauptnahrungsmittel der Andenvölker. Noch heute feiert man in Südamerika am 30. Mai den “Die Nacional De La Papa”, den berühmten Tag der Kartoffel. Bis unsere europäischen Vorfahren von der Kraft der südamerikanischen Knolle erfuhren, mussten jedoch noch einige Jahrhunderte vergen. Zu uns nach Europa kam die Kartoffel nämlich später, als man vielleicht vermuten würde: Erst Mitte des 16. Jahrhunderts brachten Seefahrer den erdigen Schatz mit nach Spanien. Die Menschen auf dem Festland waren von der exotischen Knolle allerdings gar nicht begeistert.

Nicht ganz geheuer

Dass man sich seine Verwandtschaft nicht aussuchen kann, ist allgemein bekannt und wurde der Kartoffel anfangs zum Verhängnis. Sie gehört zur Familie der Nachtschattengewächse, zu der auch die Tollkirsche oder die sagenumworbene Alraune zählen. Diese Pflanzen waren wegen ihrer berauschenden und giftigen Wirkung als “Hexenpflanzen” verschrien und wurden von den Menschen eher gemieden. Dieser Aberglaube war jedoch nicht der einzige Grund, der den Siegeszug der Kartoffel etwas verzögerte. Weil man es in Europa gewohnt war, die oberirdischen Früchte zu essen (alles, was unter der Erde wuchs, war den Menschen nicht ganz geheuer), versuchte man es auch bei der Kartoffel und aß die Blüten. Diese sorgten für Bauchschmerzen und Schweißausbrüche. Noch ein Grund mehr, die Kartoffel zu verteufeln.

 

Auf dem Weg zum Grundnahrungsmittel

Diese Meinung hielt sich hartnäckig, was dazu führte, dass die Kartoffel anfangs fast ausschließlich in botanischen Gärten zu finden war. In unseren Breiten mussten die Menschen regelrecht zu ihrem Kartoffel-Glück gezwungen werden. Mitte des 18. Jahrhunderts erließ König Friedrich II. die sogenannten Kartoffelbefehle. Der Landbevölkerung wurde befohlen, das “für Menschen und Vieh auf sehr vielfache Weise dienliche Erd-Gewächs” auf ihren Äckern anzubauen. In Österreich versuchte Maria Theresia den Anbau der hierzulande Erdäpfel genannten Kartoffeln zu fördern. Richtig bekannt wurde die Knolle in Österreich jedoch erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Zur selben Zeit wurde der Vormarsch der Kartoffel in Teilen Europas jedoch erneut verzögert: Eingeschleppte Kartoffelkrankheiten sorgten für zahlreiche Missernten. Irland, wo die Kartoffel schon früh wichtigstes Nahrungsmittel war, wurde besonders hart getroffen. Als “Irish Potato Kamine” ging diese Krise in die Geschichte ein. Die Krankheiten konnten bekämpft werden und die Kartoffel wurde endgültig zu einem der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Vor alle min Kriegsjahren war die robuste, vielseitige Knolle von unschätzbarem Wert für die Menschen in ganz Europa.

Schon gewusst?

Beim Brotbacken kann man die Hälfte des Mehls durch geriebene oder gestampfte Kartoffeln ersetzen. Und das Beste: Kartoffeln machen das Brot saftig und sorgen für eine luftige Krume. Es gibt übrigens mehrere Methoden, Kartoffeln in den Brotteig einzuarbeiten:

Gerieben
Die Kartoffeln waschen, schälen, reiben und roh in den Teig geben.
Zerstampft
Die Kartoffeln schälen, in Würfel schneiden und diese kochen, bis sie gar sind. Die gekochten Kartoffelwürfel durch eine Kartoffelpresse drücken oder mit der Gabel zerstampfen und in den Brotteig einarbeiten.
Roh & gekocht gemischt
Man kann auch rohe und gekochte Kartoffeln kombinieren, um so die weichen Eigenschaften der Kartoffel bestens auszunutzen und das Brot noch saftiger zu machen.

Die Kartoffel

Steckbrief

Kartoffel, Erdapfel oder Echtling

Erntezeit:
Juni – November
Wie wächst sie:
Am besten in Reihen anpflanzen mit einem Abstand von ca. 35 cm.
Was ist gesund?
Kartoffeln enthalten viele Kohlenhydrate, Eiweiß, Kalium, Magnesium und Eisen. Sie bestehen zu 80 Prozent aus Wasser. Und enthalten die Vitamine B1, B2 und C.
Aussehen:
Die Knollen variieren je nach Gattung. Es gibt rotschalige, gelbschalige und blauschalige Arten.
Wie schmeckt sie besonders gut?
Gekocht als Beilage, gestampft als Püree, frittiert als Pommes oder gehobelt im Brot.

Bühne frei für die: POWERKNOLLE

Die Vielseitigkeit der Kartoffel ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Was für ein Tausendsassa sie aber wirklich ist, wird spätestens hier klar.

Im Haushalt: Besser als jedes Putzmittel

Nicht nur auf der Speisekarte, auch im Haushalt sind Kartoffeln unverzichtbar. Egal, ob Schalen oder Kochwasser: Vor allem der Abfall, der beim Kochen entsteht, eignet sich hervorragend als Putzmittel-Ersatz. Edelstahl- und Küchenoberflächen werden durch die Behandlung mit Kartoffelschalen mindestens genauso blitzblank wie mit einem herkömmlichen Putzmittel. Wichtig dabei: Die Oberflächen immer mit der feuchten Seite der Schale abreiben! Auch das Wasser, in dem Kartoffeln gekocht wurden, solltet ihr nicht wegschütten. Mit ungesalzenem Kartoffelwasser sagt ihr Flecken in eurer Wäsche den Kampf an. Wenn ihr eure Kleidung vor dem Waschen darin einweicht, lösen sich hartnäckige Verschmutzungen besser. Das Wasser eurer Salzkartoffeln eignet sich zum Reinigen der Kunststoffoberflächen von Gartenmöbeln oder Fensterrahmen. Ältere Kartoffeln, die bereits keimen und nicht mehr zum Verzehr geeignet sind, könnt ihr ebenfalls zum Putzwerkzeug umfunktionieren. Dazu halbiert ihr einen natürlichen Glasreiniger: Glasflächen abreiben, kurz einwirken lassen und mit klarem Wasser abwischen.

 

Im Körper: Superfood und Schönheitskur

Kartoffeln machen dick! Diesen Satz habt ihr bestimmt schon einmal irgendwo gehört oder gelesen. Tatsächlich stimmt das nicht. Grund für den schlechten Ruf von Kartoffeln sind vielmehr die fettreichen Zubereitungsarten. Kartoffeln haben nämlich wenig Kalorien (70 Kilokalorien/100 Gramm) und sind reich an Vitaminen. Auch die enthaltene Stärke macht nicht dick, wenn man Kartoffeln mit Maß und Ziel genießt. Im Gegenteil: Die Stärke sorgt dafür, dass sich das Sättigungsgefühl früher einstellt. Fettarm zubereitet können sie also sogar beim Abnehmen unterstützen. Die enthaltenen Antioxidantien schützen die Zellen und stärken das Immunsystem. Außerdem sind Kartoffeln von Natur aus glutunfrei und eignen sich gut als Beilage für Menschen mit Glutenunverträglichkeit. Man muss die nahrhafte Knolle allerdings nicht unbedingt essen, um von ihrer gesundheitlichen Wirkung zu profitieren. Wie wäre es mit einer Kartoffel-Gesichtsmaske? Diese versorgt die Haut mit Feuchtigkeit und Vitaminen. Darüber hinaus ist die Kartoffel ein gutes Mittel gegen Insektenstiche. Dazu einfach halbieren und auf den Insektenstich drücken. Das lindert den Juckreiz und beugt Schwellungen vor.

 

Im Garten: Das eigen Kartoffel-Vergnügen

Wir fassen zusammen: Kartoffeln schmecken, sind gesund und helfen beim Putzen. Was, wenn ich euch jetzt sage, dass sich Kartoffeln auch noch kinderleicht zuhause anbauen lassen? Und das Beste: Wer keinen Garten hat, kann Kartoffeln einfach in einem Hochbeet auf dem Balkon oder der Terrasse züchten. Und so geht’s: Die wichtigste Voraussetzung für eine reiche Kartoffelernte ist der richtige Boden. Kartoffeln mögen es locker und nährstoffreich. Am besten gefüllt ihr das Hochbeet also mit einer Mischung aus Erde und etwas Kompost. Lasst circa 40 cm zwischen der Erdschicht und der Oberkante des Hochbeets frei. Die Kartoffeln könnt ihr dann ab April einpflanzen. Lasst zwischen den einzelnen Knollen etwa 20 cm Platz. Auch wenn es Kartoffeln gern feucht haben, solltet ihr es mit dem Gießen nicht übertreiben – Staunässe bekommt ihnen nicht gut. Wenn die ersten Blätter aus dem Boden sprießen, müsst ihr sie mit einer weiteren Erdschicht bedecken. Das wiederholt ihr so lange, bis das Hochbeet voll mit Erde ist. Wann die Kartoffeln dann geerntet werden können, hängt von der jeweiligen Sorte ab.

Kleines Sortenlexikon

Weltweit existieren bis zu 7.000 Kartoffelsorten, die sich durch Farben, Formen und Kocheigenschaften voneinander unterscheiden. Ein paar dieser Sorten möchte ich euch nun vorstellen. Um die grauen Wintertage ein wenig bunter zu machen, habe ich die Sorten nach ihrer Farbe geordnet.

 

Rotschalige

Zu den bekannten rotschaligen Sorten zählen: Désirée, Laura und Linzer Rose. Alle drei Sorten sind vorwiegend festkochend (halbmehlig) und eignen sich für die Zubereitung von Pommes frites, Chips oder Bratkartoffeln. Bei manchen Sorten ist nicht nur die Schale ein echter Blickfang: Sorten wie Rote Emmalie oder Highland Burgundy Red haben neben der roten Schale auch ein leuchtend rotes Fruchtfleisch.

 

Gelbschalige

Die unterschiedliche Farben der Kartoffeln hat mit den Pflanzenfarbstoffen Anthocyanen zu tun. Je mehr dieser Farbstoffe die Kartoffeln enthalten, desto bläulicher sind sie. Im Vergleich zu den rot- oder blauschaligen enthalten die gelbschaligen Sorten also weniger Anthocyane. Eine der beliebtesten gelbschaligen Sorten hört auf den Namen Sieglinde. Die Klassikerin unter den Kartoffeln ist festkochend (speckig) und eignet sich daher gut für Salate oder Gratins. Wer Püree, Knödel oder Kartoffelteig machen möchte, sollte auf mehlige Sorten wie Barbara oder Mehlige Mühlviertler zurückgreifen.

 

Blauschalige

Der hohe Gehalt an Anthocyanen sorgt nicht nur für unverwechselbare Farben, sondern soll auch gut für die Gesundheit sein. Untersuchungen haben gezeigt, dass der pflanzliche Farbstoff Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen kann. Die ertragreichste Sorte dieser Kategorie trägt ihre charakteristische Farbe schon im Namen: der Blaue Schwede (mehlig bis vorwiegend festkochend) wird auch “Trüffelkartoffel” genannt und erinnert geschmacklich an Kastanien. Mit blauen Kartoffeln werden Kartoffelsalate oder Erdäpfelsuppen zu echten Eyecatchern am Küchentisch.

 

Süßkartoffel

Anders als der Name vermuten lässt, ist die Süßkartoffel mit der klassischen Kartoffel nur entfernt verwandt. Während Kartoffeln Nachtschattengewächse sind, handelt es sich bei der Süßkartoffel um ein Windengewächs. Ihren Namen verdankt sie dem hohen Zuckergehalt. Der süßliche Geschmack bleibt auch bei der Verarbeitung erhalten, der fast keine Grenzen gesetzt sind. Süßkartoffeln schmecken gekocht, frittiert, gebraten oder überbacken. In Japan werden sie sogar für Süßspeisen verwendet.

Zum Backen verwende ich am liebsten gelbschalige Kartoffeln. So richtig bunt wird es dann dafür beim Kochen.

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